Warum ich meinen Mamakörper nicht lieben konnte und mich für eine OP entschieden habe

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Ihr Lieben, wir haben neulich auf Facebook gefragt, wer nach der Schwangerschaft und Stillzeit unzufrieden mit seinem Körper ist und uns darüber erzählen würde. Wir bekamen sehr viele Nachrichten und haben mal wieder gemerkt: Das Thema ist wichtig! Heute und morgen haben wir deshalb dazu einen Beitrag – Silvia erzählt uns davon, wie verändert ihr Bauch war und warum sie sich hat operieren lassen. Danke Silvia für deine Offenheit: 

„Sei doch stolz auf deinen Körper, er hat dir schließlich zwei Kinder geschenkt“

Was aber, wenn ich das nicht kann? Meinen „neuen“ Körper, meinen Mamakörper annehmen und lieben. Was, wenn ich es gar nicht will?

Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich finde es bewundernswert, wenn eine Frau über allen Äußerlichkeiten stehen kann. Wenn sie sich wohlfühlt, trotz oder vielleicht sogar wegen all den Veränderungen, die eine Schwangerschaft so mit sich bringt. 

Ich konnte mich mit diesen Veränderungen allerdings nicht abfinden und das machte mich zu einer Person, die ich nicht wiedererkannte und, ehrlich gesagt, auch nicht besonders mochte.

Diagnose: Pech gehabt

Nach der Geburt meines zweiten Sohnes wollte mein Schwangerschaftsbauch irgendwie nicht so richtig verschwinden. Zuerst habe ich mir nicht so viel dabei gedacht, doch die Wochen zogen ins Land und ich sah immer noch aus wie im fünften Monat schwanger.

Irgendwann machte ich mir dann doch Gedanken und recherchierte ein wenig. Google weiß ja schließlich auf alles eine Antwort. Dabei fand ich heraus, dass ich eine Rektusdiastase hatte. Die Rektusdiastase ist eine Bauchwandschwäche oder, genauer gesagt, eine Ausweitung der Bindegewebsnaht in der gerade verlaufenden Bauchmuskulatur. Dieser Spalt hat zur Folge, dass sich der Darm nach vorne stülpt, wenn er sich ausdehnt (z.B. nach einer Mahlzeit oder durch Blähungen).

So eine Diastase ist eine normale Begleiterscheinung einer Schwangerschaft und Geburt. In den meisten Fällen schließt sich dieser Spalt in den Monaten nach der Geburt von selbst. Manchmal ist das Bindegewebe allerdings so ausgeleiert, dass quasi ein Fake-Schwangerschaftsbauch zurück bleibt. Das läuft dann unter der Kategorie „Pech gehabt“.

So schnell ließ ich mich nach dieser Diagnose allerdings nicht klein kriegen. Nachdem ich nun wusste, warum mein Bauch aussah, wie er aussah, war ich natürlich voll motiviert, mit Physiotherapie, speziellen Übungen und Sport diesen Bauch wieder loszuwerden. 

Leider jedoch musste ich feststellen, dass manche Dinge nicht zu ändern sind, auch wenn man sich noch so anstrengt und wenn man es noch so sehr möchte. Was das Gefühl von Machtlosigkeit mit dir macht

Durch die Physiotherapie wurde mein Bauch ein bisschen flacher, wirklich weg ging er allerdings nicht. Nach Monaten des Trainings schob ich immer noch eine deutliche Kugel vor mir her.

Langsam aber sicher ließ meine anfängliche Motivation nach, genauso wie mein Optimismus. Ich war enttäuscht und frustriert; fühlte mich hässlich und machtlos etwas dagegen zu tun.

Hinzu kam, dass unsere Mitmenschen zwar gerne von Stolz und natürlicher Schönheit sprechen – in ihrem Handeln und ihren Bemerkungen jedoch gnadenlos sein können. So blieben bereits kurz nach der Geburt die ersten „Scherze“ nicht aus: Ob da wohl noch ein Baby vergessen worden sei oder ich wohl gleich nachgelegt hätte, zum Beispiel. 

Und auch die diskrete Zurückhaltung, um nicht in das berühmte Fettnäpfchen zu treten, gilt wohl nur in der ersten Schwangerschaft. So musste ich mich ein paar Monate später auch regelmäßig heimlicher Nachfragen oder auch offener Glückwünsche zum dritten Kind erwehren. Irgendwann konnte ich hierauf dann nicht mehr nur nett lächeln und aufklären. Irgendwann antwortete ich nur noch:

„Nein, ich bin nicht schwanger, ich sehe einfach nur scheiße aus!“

Eigentlich war ich nie ein Mensch, der mit seinem Aussehen und seinem Körper gehadert hat. Ich fühlte mich wohl in meiner Haut und führte ein Leben frei von körperlichen Hemmungen. Umso ernüchternder und erschreckender war es, als ich eines Tages feststellen musste, dass mein Sein und mein Handeln plötzlich stark durch Komplexe geleitet wurde.

Einst liebte ich es, shoppen zu gehen und mich figurbetont zu kleiden, nun wollte ich nun kaum vor den Spiegel treten. Schwimmen gehen mit meine Jungs wurde zum Spießroutenlauf. Im Babybecken stand ich nur noch mit T-Shirt bekleidet. Jeder Blick, jede Bemerkung wurde auf die Goldwaage gelegt. Es kam mir vor als würden alle nur noch auf meinen Bauch schauen, darüber sprechen, darüber spekulieren.

Dem war natürlich mit Sicherheit nicht so, doch ich konnte mich kaum noch dieser Gedanken erwehren. Alles drehte sich bei mir nur noch um diesen scheiß Bauch. 

Nach eineinhalb Jahren war ich dann schließlich am Ende meiner Leidensfähigkeit angekommen. So wollte ich mein Leben nicht weiterführen. Ich musste etwas dagegen tun.

Ich beschloss also, meinen Bauch von einem Schönheitschirurgen operativ „sanieren“ zu lassen. So mit allem drum und dran: Schließung der Diastase (Faszienraffung wie es medizinisch heißt), Versorgung des Bauchnabelbruches und schließlich Straffung der gesamten Bauchdecke.  

Vom Entschluss bis zur Operation war es allerdings ein langer, langer Weg, geprägt von Menschen mit Vorurteilen und Unwissenheit. Von Ärzten, die mein Anliegen ins Lächerliche zogen, über Freunde und Verwandte, die mich für zu faul hielten, „einfach mal abzuspecken“, bis hin zu wildfremden Oberpredigerinnen, die meine Oberflächlichkeit und mangelnde Liebe zu meinen Kindern anprangerten.

Als ob die Liebe zu unseren Kindern in der Akzeptanz unseres Mamakörpers gemessen wird…

Zu sagen, ich war entsetzt über diese Verständnislosigkeit, diese Anfeindung und Intoleranz meiner persönlichen Entscheidung, wäre eine Untertreibung. 

Zum Glück aber gab es auch viele Unterstützer, nicht zuletzt meinen Mann und die engste Familie, die mein Empfinden vielleicht nicht nachvollziehen konnten, aber mich und meine Bedürfnisse ernst nahmen. 

Oft werde ich gefragt, ob ich denn keine Angst gehabt hätte, keine Zweifel? 

Klar doch! Schließlich handelte es sich um eine große, mehrstündige Operation in Vollnarkose. Natürlich hatte ich Angst vor Komplikationen, vor Schmerzen und nicht zuletzt auch davor, enttäuscht vom Ergebnis zu sein. 

Jetzt allerdings, ein paar Monate nach der Operation kann ich jedoch sagen, dass sich das alles gelohnt hat. Die Schmerzen sind vergangen und mein Bauch ist wieder flach und schön. Am wichtigsten ist aber, dass ich mich wieder rundum wohl fühle in meiner Haut! Befreit voll all der Unsicherheit und den Komplexen. 

Was bleibt, ist der Wunsch nach mehr Toleranz

Noch nie wurde der Mamakörper so gefeiert wie heute. Und das ist gut, und das ist richtig. Auch ich finde es falsch irgendwelchen gephotoshopten, aufpolierten Trugbildern aus den Medien nachzueifern. Und auch ich finde, dass es nach einer Geburt wichtigere Dinge gibt, als in möglichst kurzer Zeit wieder in Topform dazustehen. 

Doch leider scheint es in diesem ganzen Liebe-deinen-Mamakörper-Hype keinerlei Platz mehr zu geben für die Unsicherheiten und das Unglück der Frauen, die mit ihrem Körper hadern. Nicht jede Mama kann großmütig über die körperlichen Veränderungen ihrer Schwangerschaft hinwegsehen. Das macht sie weder selbstsüchtig, noch oberflächlich noch zeugt es von mangelndem Selbstbewusstsein. 

Die Folge ist jedoch Schweigen. Großes Schweigen. Wir tun einfach so, als gäbe es diese Probleme nicht, und die betroffenen Frauen leiden im Stillen. Aus Angst, bloß gestellt zu werden.

„Liebe deinen Körper – und wenn nicht, dann halte bitte den Mund!“  

Ich wünsche mir, dass wir Mamas uns gegenseitig mehr unterstützen würden. Helfen statt ignorieren. Trösten statt anklagen. Verstehen statt abwiegeln. Ich weiß, dass es manchmal schwer ist, solche körperlichen Komplexe nachzuvollziehen. Zu verstehen, warum sich diese Frauen nicht so einfach davon befreien können.

Früher konnte ich dies auch nicht. Ich selbst habe bei anderen nur allzu oft mit den Augen gerollt, weil das A-Körbchen für nicht weiblich genug, die Nase für zu breit oder der Po für zu flach gehalten wurde.

Aber du musst die Zweifel und Unsicherheiten anderer Mamas und Frauen auch nicht nachvollziehen können um sie zu unterstützen. Du musst sie nur akzeptieren. Ja, es reicht schon, nicht zu urteilen. 

——

Über die Autorin: Silvia, zweifache Jungsmama, öfter mal am Rande des Nervenzusammenbruchs und süchtig nach Cola light. Auf Vivabini bloggt sie offen, ehrlich und ungeschönt über das Leben als ziemlich unbegabte Mutter, Ex-Karrierefrau und Ex-Sportreiterin. Dort gibt es auch nochmal einen ausführtlichen OP-Bericht. Hüpft mal rüber – es lohnt sich! 

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7 comments

  1. Kann dich sehr gut verstehen.
    Kann dich sehr gut verstehen. Ich werde meinen Bauch im April straffen lassen, nach 3 Kindern. Die Entscheidung ist 17 Jahre gereift! Und ich leide ca. seit dem zweiten Kind also seit 8 Jahren unter meinem Bauch. Ich wünsche mir es so sehr. Das Umfeld reagiert unterschiedlich- aber meist entspannt. Jeder muss sich wohl fühlen dürfen und mir persönlich ist ein straffer, schlanker Bauch sehr wichtig, weil es eben die Körpermitte ist und die einfach immer ins Auge fällt. Ich möchte morgens einfach das anziehen wonach mir ist ohne immer kaschieren zu müssen.

  2. Alles richtig gemacht
    Ich bin ganz und gar bei dir! Bevor ich zum ersten Mal schwanger wurde habe ich zu meinem Mann gesagt, sollte ich nach Schwangerschaft und Stillzeit zwei Dörrpflaumen anstatt einen Busen haben, wird operiert. Habe nämlich ein kleinen Busen A-Cup. Doch die Natur meinte es gut und ich kann mich mit meinem Busen noch sehen lassen. Klar etwas Spannkraft hat er eingebüßt, aber in einem Rahmen der für mich okay ist.

    Schön, dass die OP gut verlaufen ist und du mit dem Ergebnis zufrieden bist!

    1. You go girl 🙂
      Hallo Anke,
      eine Frau die weis was sie will! Ja gut, meine Brust war auch schon mal straffer, wobei ich schlecht sagen kann ob das am Kinder kriegen, am Stillen oder einfach am Älter werden liegt 🙂 Jede Frau muss für sich entscheiden mit was sie leben kann und will und ich finde nichts verwerfliches daran nach zu helfen, wenn man sich dann besser fühlt. Aber dir blieb es ja erspart 🙂

      LG Silvia

  3. Bauch nach der Schwangerschaft
    Huhu, ich wünsche dir, dass du mit deinem neuen Bauch nun glücklich bist. Ich habe leider das gleiche Pech. Ob ich da drüber stehen kann oder ihn schön finde? Nö. Aber es ist ja nun mal, wie es ist. Für mich käme eine OP nicht infrage, aber ich finde auch nicht schlimm, dass du dieses Weg gewählt hast. Dein Körper, deine Entscheidung. Viele Grüße aus Dresden 🙂

    1. Danke 🙂
      Hallo Schokominza,
      Ja, natürlich muss jeder für sich entscheiden ob das ein Schritt ist, den man selbt gehen möchte. Und es kommt natürlich auf den eigenen Leidensdruck an. Für die einen sind ein bisschen Bauch nur ein bisschen Bauch, ein paar Streifen nur ein paar Streifen, nicht weiter wild. Aber ich kenne eben auch einige, die wirklich leiden und es noch nicht einmal ihrer engsten Familie sagen können. Und ich finde, DAS sollte wirklich nicht sein.

      LG Silvia

  4. Ich finde, du hast alles
    Ich finde, du hast alles richtig gemacht. Du hattest ein Problem, was du allein nicht mehr bewältigen konntest und hast dir Hilfe geholt, und zwar nicht aus einer Laune heraus, sondern bewusst und mit Bedenkzeit. Es steht niemandem frei, darüber zu urteilen, ob es sich um ein „großes“ oder „kleines“ Problem handelt, das kann man immer nur selbst beurteilen. Im Übrigen kenne ich viele junge Mütter und keine hat deine medizinische Geschichte, insofern ist es vielleicht ähnlich wie bei einer Depression, da hilft „sich über das gesunde Kind freuen“ auch nicht weiter. Was ich damit sagen will: bei medizinischen Indikationen, ist es richtig, sich medizinische Hilfe zu holen, Punkt. Und keiner hat einem dabei reinzureden.
    Ich freue mich sehr, wenn dein Körper jetzt wieder zu dir passt und du jetzt wieder du selbst sein kannst!

    1. Vielen Dank!
      Liebe Julia,

      vielen Dank für deine Worte. Spontan und aus einer Laune heraus sollte wirklich so eine Entscheidung nicht getroffen werden. Aber aus manchen Dingen kann man sich auch einfach nicht mehr selbst befreien und ich bin froh diesen Schritt gegangen zu sein.

      LG Silvia