Mein Name ist Elisa und ich möchte Euch unsere Geschichte erzählen…
Zwillinge! Wow! Damit hatte wahrlich niemand gerechnet. Zu meinem Erstaunen verlief die Schwangerschaft sehr unauffällig. Zwar merkte ich früh einen Symphysenschmerz, und auch den Ischiasnerv lernte ich erstmalig kennen, aber typische Beschwerden blieben mir erspart.
Ich glaubte fest daran, dass ich viele Schwangerschaftswochen schaffen würde und wünschte mir eine spontane Geburt.
Mein gutes Bauchgefühl änderte sich an einem Donnerstagmorgen, als eine meiner Fruchtblasen platzte. Ich wusste sofort was los war und weckte meinen Freund Mike.
Da ich erst in der 31. Woche war, bekam ich im Krankenhaus Wehenhemmer, Antibiotika und natürlich strikte Bettruhe. Zusätzlich dazu erhielt ich die Lungenreifespritzen, 2 Stück binnen 24 Stunden, und die Gewissheit, dass es beiden Kindern gut ginge. So blieb ich mehrere Tage im Krankenhaus, zwischen Hoffnung und Frustration.
In der Nacht des 03.08.2016 – ich war bereits 13 Tage im Krankenhaus – bekam ich plötzlich Schmerzen. Ich wurde in den Kreißsaal gebracht, die Schwestern sagten mir, ich sollte mich auf ein längeres CTG einstellen. Da lag ich nun allein und wie aus dem Nichts bekam ich ganz fürchterliche Schmerzen, die mich im klimatisierten Kreißsaal schwitzen ließen. Plötzlich spürte ich einen seltsamen Druck nach unten und rief um Hilfe. Schnell kam eine Oberärztin, die meinen Muttermund untersuchte. „8-9 cm.“ Da war mir alles klar.
Es müsse ein Kaiserschnitt gemacht werden, ich wurde aufgeklärt, während man mich in den OP schob. Zum Glück konnte mein Freund noch verständigt werden, der sich sofort auf den Weg machte. Doch ich rechnete nicht damit, dass er es rechtzeitig schaffen würde.
Eine letzte Wehe veratmete ich auf dem OP- Tisch, die Spinalanästhesie war ein Klacks und schon kribbelte es in den Beinen. Da lag ich nun im kühlen OP und wartete. Plötzlich rief die Oberärztin „Da ist der Papa!“ Mike hatte es doch noch geschafft und keine Minute später war auch schon der erste unserer beiden Söhne geboren. Sein Bruder folgte kurz darauf.
An 32+4 um kurz vor 10 Uhr kamen John mit 1730g und 41cm und Logan mit 1800g und 42cm auf die Welt. Es ging ihnen sehr gut und der Kinderarzt konnte mich noch im OP beruhigen, während ich sie streicheln und küssen durfte.
Die beiden Jungs kamen auf ihre Station und ich auf meine. Viele Meter voneinander entfernt. Die lange Bettruhe und der Kaiserschnitt setzten mir körperlich sehr zu und so schaffte ich es erst am Abend des nächsten Tages, sie zu besuchen.
Anfangs quälte mich die Tatsache, dass ich sie nicht länger „halten“ konnte, dass mein Körper nicht stark genug war, um sie länger zu schützen und ihnen all das zu ersparen.
Glücklicherweise stellten die Ärzte keine Auffälligkeiten fest und die Jungs konnten sogar schon selbstständig atmen. Trotzdem quälte mich die Angst, sie könnten sich allein, verlassen und ungeliebt fühlen. Sie sollten doch meinen Herzschlag hören und kein Piepen von Monitoren. Und ich hatte große Angst um unsere Bindung. An schlechten Tagen dachte ich, ich sei nichts anderes für die beiden als eine weitere Krankenschwester.Ich entließ mich 5 Tage nach dem Kaiserschnitt aus dem Krankenhaus. Ich musste raus aus diesem Krankenbett, weg von all den fremden Leute und der unerträglichen Hitze. Ich sehnte mich nach meinem Zuhause, aber ich kämpfte auch gegen mein schlechtes Gewissen. Ich fühlte mich schuldig, vermisste meine Kinder so sehr und ich kam mir so egoistisch vor. Ich war nur zehn Minuten Autofahrt von den Jungs weg – und doch kam es mir viel zu weit weg vor.
Ich fühlte mich irgendwie alleine in der Zeit. Das Umfeld reagierte verhalten, niemand wusste so genau, was er sagen sollte. Also ließen die meisten uns ziemlich in Ruhe, was ok war. Ich konnte die immer gleichen Phrasen auch nicht mehr hören.
Zum Glück hielten Mike und ich die ganze Zeit über gut zusammen. Die Zeit zu Hause tat uns gut, wir schöpften dort Kraft für die Zeit im Krankenhaus. Im Internet lernte ich zudem andere Frühchen-Eltern kennen, die gerade ähnliches erlebten oder bereits erlebt hatten. Wir tauschten uns aus, trösteten uns und machten uns Mut.
Unser Alltag war komplett auf die Jungs eingestellt. Zweimal täglich fuhren wir für mehrere Stunden zu den beiden, mit abgepumpter Milch in einer Kühltasche und ganz viel Sehnsucht und noch mehr Vorfreude. Wir befanden uns in einer Blase, in der man nur von Kuschelzeit zu Kuschelzeit rechnete. Gerade am Anfang, als sie noch im Inkubator lagen, kuschelten wir täglich 3 Stunden mit ihnen. Und so war ein Tag doch erstaunlich schnell rum.
Jedesmal, wenn wir nach Hause fuhren, war ich kurz davor, zu weinen. Ich hatte auch oft Schmerzen wegen des Kaiserschnittes, doch ich biss die Zähne zusammen, stand stundenlang im Inkubator oder wickelte die beiden Jungs. Das gab mit Kraft und machte mich stolz.
Unsere Söhne entwickelten sich prächtig, nahmen schnell zu. Mittlerweile waren die beiden fast 6 Wochen auf der Frühgeborenenstation, als so ganz nebenbei eine Schwester zu uns kam und sagte, wir könnten die beiden morgen Abend mit nach Hause nehmen. Ich war so perplex, das ich ein geistreiches „Krass“ herausbrachte und dann verstummte. Man sollte meinen, man würde sich nur freuen. Wie oft hatte ich mir schon diesen Moment ausgemalt? Doch in erster Linie war ich angespannt und sorgte mich, es könnte doch noch ganz anders kommen.
Doch dann kam der nächste Tag und wir durften die beiden tatsächlich in ihren Kinderwagen legen und aus dem Krankenhaus fahren. Für die Passanten waren wir einfach nur ein Pärchen mit Zwillingen. Für uns war es ein zweiter Geburtstag und der Beginn unseres richtigen Familienlebens. Die ersten Tage Zuhause herrschte eine neue Ausnahmesituation: Elternschaft! Ich kann mich an die ersten Tage nur schwer erinnern. War ich jemals zuvor so müde gewesen? Und doch war es für den Moment fast so, als hätten ihre ersten Lebenswochen nicht existiert. Ich war zu glücklich, um noch weiter darüber nachdenken zu wollen, was wir erlebt hatten. Mit ihren mittlerweile 43cm und je 3kg waren sie für uns riesig und stellten unser Leben abermals komplett auf den Kopf.
Heute merkt man ihnen ihre Frühgeburtlichkeit nicht mehr an. Der Kinderarzt nennt sie kompakt, denn sie sind noch etwas klein, aber dafür umso kräftiger. Sie brabbeln, lachen miteinander, interessieren sich allmählich für feste Nahrung und sitzen ohne Probleme. Wir sind eine ganz normale Zwillingsfamilie, bei der die Leute staunen, wenn sie von den Frühgeburten hören.
Zum Abschluss möchte ich allen Eltern in ähnlichen Situationen Mut machen. Ihr schafft das! Vergesst Euch selbst nicht – geht mal essen oder ins Kino. Oder geht mit einer Freundin spazieren. Ihr braucht Kraft, um mit Euren Kindern zu kämpfen.
— Hintergrund-Info: In dieser Serie berichten wir über vier Frühchen-Familien, um anderen Eltern Mut zu machen. Die Serie ist Teil der Pampers Frühcheninitiative im Rahmen von „Deutschland wird Kinderland." Pampers hat gemeinsam mit Kinderkrankenschwestern und -pflegern von Neugeborenen- Stationen eine extrakleine Windel für Frühgeborene entwickelt. Die neue Größe P-3 wurde für die ganz kleinen Frühchen (kleiner als 800 g) entwickelt, sie zeichnet sich durch einen besonders schmalen Windelkern aus der extra an die Größe der kleinsten Frühchen angepasst wurde, um den Babys eine optimale Hüftposition zu ermöglichen. Ab Oktober kommt die kleinste Frühchenwindel sowie eine weitere Größe (P-1 für Frühchen unter 2.300 Gramm) in den Krankenhäusern zum Einsatz.
Mehr von Elisas Familie könnt Ihr HIER lesen