Eine der größten Herausforderungen der Elternschaft ist es, sich selbst treu zu bleiben.
Das beginnt ja schon in der Schwangerschaft, in der so viele Außenstehende wissen, wie Du Dich nun zu verhalten hast.
Und natürlich möchten auch alle ein Wörtchen mitreden, wo und wie Du das Kind zur Welt bringst. Kaum ist das Baby geboren, geht es erst richtig los. Kaum ein Thema, zu dem nicht es nicht unzählige Meinungen gibt.
Da bei sich zu bleiben, Schritt für Schritt auf seinem eigenen Weg weiter zu laufen – das ist nicht immer einfach.
Und wenn die Kinder größer sind, stehen wir Eltern vor neuen Herausforderungen. Denn plötzlich kommen die, die ganz anderer Meinung sind, aus dem Inner Circle -es sind Deine Kinder! Und sie sagen DEN Satz aller Sätze: "Aber alle anderen dürfen/haben das auch!"
Ich selbst war eine Meisterin im Verwenden dieses Satzes. Ich fühlte mich als Teenie eine zeitlang chronisch benachteiligt. Alle durften auf die Party. Alle durften ins Kino. Alle hatten ein Handy. Alle hatten die In-Jeans. Alle hatten getönte Haare. Alle – nur ich nicht.
Mein Vater sagte damals: "Nur, weil alle anderen aus dem Fenster springen, springst Du noch lange nicht." Und damit war die Diskussion meist beendet. Was ich unglaublich unfair und gemein fand.
Nun geht es mit dem "Alle anderen haben aber"- Satz auch bei uns los. Aktuelles Thema: Haustiere. ALLE haben eins (ist natürlich nicht so, aber meine Tochter empfindet es eben so).
Nur: Ich möchte kein Haustier. Die meisten scheiden eh aus, weil ich allerisch bin – aber ich möchte auch einfach keine Verantwortung für ein Haustier übernehmen. Und das führt bei den Kindern zu Tränen, zu Schmollen, zu Flehen, zu Beleidigtsein. "Du bist ein Tier-Verderberin", heulte meine Tochter neulich. Was mich zum Lachen brachte, weil ich die Wortschöpfung so kreativ fand. Das Lachen machte meine Tochter natürlich noch wütender.
Ich weiß, die Haustiere sind erst der Anfang. Es wird sich irgendwann um Mode, um Jungs, um Ausgehen drehen. Ich hoffe, dass ich dann einen Mittelweg finde. Zwischen "Bei-mir-bleiben" und mir sicher sein, was mir wichtig ist und welche Werte ich vermitteln möchte. Und dass ich trotzdem ab und zu über meinen Schatten springen kann und meine Meinung zu Themen ändern kann, falls es gute Argumente dafür gibt.
Denn ebenfalls eine große Herausforderung der Elternschaft ist es, sich immer wieder auf das Kind einzulassen, mit ihm zu wachsen und sich auch zu verändern. Das wird mitunter sicher ganz schön anstrengend. Oder um es positiv zu formulieren: Die nächsten Jahre wird es mir sicher nicht langweilig!
—PS: Die Blumenkränze oben auf dem Foto hat unsere supertolle Babysitterin mit den Kids gemacht. Soooo schön, oder?