Ihr Lieben, "ich hoffe, dass die Großen bleiben dürfen, wie sie sind und ihre Welt nicht ins Wanken gerät" – diesen Satz hatte eine Leserin auf Facebook unter den Artikel gepostet, in dem ich von meinen ersten Tagen mit Baby Nr. 3 berichte.
Lustigerweise brachten diese Worte MEINE Welt ins Wanken. Denn sie trafen einen wunden Punkt. Ich glaube, jeder der mindestens zwei Kinder hat, kennt die Ängste, ob man wirklich allen Familienmitgliedern gerecht wird. Ist man fair, ist man gedulig, ist man liebevoll genug, hat man auch mal die Kraft für die nötige Konsequenz?
Puh, das ist gar nicht so leicht mit einem Säugling auf dem Arm…..
Wie ist das also bei uns? Die Großen waren und sind sehr aufgeregt.
Bei meiner Tochter äußert sich das körperlich. Sie ist hibbelig, kann schlecht still sitzen, will helfen, drücken, schmusen.
Der Kleine ist ungestüm, wird (noch) lauter, wilder. "Maaamaaaa, guck mal" und hops, ein halber Salto vom Sofa. Beule, Tränen, Aua.
Sie sind aufgedrehter als sonst, abends kommen sie schlechter zur Ruhe. Für mich ist es schwer, abzuschätzen, wann ich sagen muss: "JETZT IST SCHLUSS" und wann es Zeit ist, sie einfach so zu lassen, weil sie ihre Aufregung, ihre Energie, all das Neue ja auch irgendwie verdauen und verarbeiten müssen.
Ich finde es auch schwer, den Mittelweg zwischen "Achtung, da ist ein Baby!!!!" und "Natürlich kannst Du helfen" zu finden. Ich möchte die Großen nicht ständig ermahnen, zur Ruhe bitten oder gar wegschicken, wenn ich das Baby stille oder mit ihm im Bett liege. Ich möchte ja nicht, dass sie sich abgeschoben fühlen.
Und doch müssen die beiden Großen lernen, dass da keine Puppe im Bett liegt. Dass sie vorsichtig sein müssen. Das klappt von Tag zu Tag besser.
Ich versuche, wenn das Baby schläft, mit dem Söhnchen in Ruhe ein Buch zu lesen oder mit der Tochter zu puzzeln. Mich dann ganz auf sie zu konzentieren. Ihnen den Raum zu geben, den sie natürlich auch brauchen. Ihnen zu zu hören.
Meine Hebamme meinte, dass es gut und gerne 6 Wochen dauern kann, bis alle sich eingependelt haben. Und dass wir einfach so lange Geduld haben müssen und alles nicht so eng sehen.
Nicht so eng sehen. Das ist mein Stichwort. Wieder mal akzeptieren, dass wir nicht alles planen können. Dass wir und die Kinder nicht funktionieren. Dass wir alle Zeit brauchen und dass wir unseren Weg schon finden werden.
Ich weiß, wie unglaublich ich mich damals gestresst habe, als mein Sohn auf die Welt kam. Meine Tochter sollte sich auf keinen Fall zurück gesetzt fühlen. Also rackerte ich mich ab, versuchte alles perfekt zu machen – was natürlich nicht ging.
Diesmal lasse ich alles ruhiger angehen. Wir kuscheln alle mehr auf dem Sofa, ich nehme auch mehr Hilfe von außen an. Das ist eine wichtige Lektion für mich. Nach einigen Startschwierigkeiten genieße ich es jetzt aber, mal umsorgt zu werden. Ich kann es annehmen, ohne mich schlecht dabei zu fühlen.
Die liebe Sophie von BerlinFreckles schrieb einmal hier bei uns im Blog:
"Aber was ich mit dem dritten Kind so richtig verstanden habe ist, dass mit der Bereitschaft, alle Pläne komplett über den Haufen zu werfen, wenn die Umstände es erfordern, eine große Gelassenheit einhergeht. Glück und Zufriedenheit gesellen sich dann gern von ganz allein dazu."
Diese Worte tun so gut und genau daran halte ich mich!
3 comments
Ich glaube du machst das ganz
Ich glaube du machst das ganz gut. Natürlich ist es für die Großen nicht ganz einfach und es ist normal, dass man sich an völlig neue Situationen erst gewöhnen muss. Aber ich glaube, alleine, wenn einem die Situation bewußt ist und man versucht alle am gemeinsamen Leben teilhaben zu lassen, dann kann man gar nicht so falsch liegen.
Liebe Grüße, gute Nerven und die Sache mit dem Nichtperfekten klingt schon man ziemlich clever.
Liebe Grüße
Jutta
Drittes Kind
Hallo, erstmal herzlichen Glückwunsch. Es ist schön zu sehen, dass es immer noch Eltern gibt, die noch mehr Kinder wollen, als das klassische „Pärchen“.
Gelassenheit und Ruhe ist echt am wichtigsten, „perfekt“ gibt es nicht und wenn ja, wer entscheidet das?
Im Artikel und auch im Kommentar oben steht schon alles wichtige. Wichtig ist, dass alle entspannt sind und sich wohl fühlen, niemand interessieren schmutzige Fenster oder Hosen, die den dritten Tag getragen werden. Es ist alles nur eine Phase, es nützt niemandem, wenn Frau sich da so reinstresst, um irgendwen beeindrucken zu wollen oder gegen ein unnötiges schlechtes Gewissen zu kämpfen.
Bei unpassenden Bemerkungen, egal ob online oder persönlich, hilft es mir ungemein zu wissen, dass diese Bedenken den Kritisierenden meist selbst beschäftigen und gar nicht gegen mich gerichtet sind 😉
Frohes kuscheln und genießt das Wochenbett, das geht so schnell vorbei.
PS Wir haben ähnliche Abstände bei den Kindern, je jeweils Ca 2,5 Jahre und sie sind glücklich und haben sich nie über die „Bevorzugung“ des Babys beschwert, sondern waren sehr verständnisvoll. Unser Baby Nr 5 kommt im März und manchmal habe ich den Eindruck, die Geschwister freuen sich noch mehr als ich 🙂
Drei Kinder
Hallo Katharina.
Das ist wieder ein sehr schöner Beitrag. Ich bin vor einer Woche Mama vom dritten Kind geworden und ich verfolge sehr interessiert deine Beiträge,weil ich mich total hinein versetzten kann. Ich kämpfe auch mit der Angst,nicht allen gerecht zu werden. Der Kampf findet vor allem im Kopf statt. ABER: mit dem dritten Kind, kam wirklich mehr Gelassenheit. Im Haushalt bleibt mal was liegen? Ärgert mich nicht mehr. Die Großen haben einen Fleck auf dem t-shirt,obwohl sie jetzt in die kita sollen?egal,das shirt wird in der kita eh noch mehr dreckig.
Mein Mann hatte eine super Idee, um die Familie noch „enger“ zu machen. Wir haben unsere Stube in ein riesiges Bettenlager umfunktioniert. Jetzt schläft die ganze Familie in einem Raum. Für die Großen ist es ein riesiges Abenteuer. Für mich die Beruhigung,dass keiner zu kurz kommt. Und was andere darüber denken? Ist mir völlig egal! 😉
Liebe Grüße aus meinem Wochenbett, Andrea