Neulich habe ich eine Studie gelesen, die besagt, dass Mädchen immer früher Essprobleme haben. Das beschäftigt mich, denn ich habe eine Tochter und noch mag sie klein sein, aber das Alter, in dem sie ihren Körper bewusst mit anderen vergleichen wird, ist nicht mehr so fern.
Und wie immer heißt es dann, dass Mütter einen riesen Einfluss darauf haben, wie ihre Töchter sich sehen. Das brachte mich zum Nachdenken. Wie sehe ich meinen Körper? Wie stehe ich zu ihm? Wie gehe ich mit ihm um? Hier 10 Gedanken, die mir gerade so durch den Kopf schwirren….
1. Ich war nie wirklich dick, eine Weile hatte ich ein paar Kilos zu viel auf den Rippen. Das muss um die Abizeit herum gewesen sein. Ich habe mir erst sehr spät darüber Gedanken gemacht, wie wer meinen Körper finden könnte. Ich fand ihn ok, habe ihm allerdings wenig Beachtung geschenkt. Ich habe keinen Sport gemacht, zu viel Schrott gegessen, zu viel geraucht.
2. Irgendwann habe ich doch festgestellt, dass die Modetrends an meinen Freundinnen, die schlanker waren als ich, besser aussahen. Ich fing an, abzunehmen. Nur ein paar Kilo. Das war nett, weil Jeans kaufen nun leichter war. Aber glücklicher wurde ich dadurch nicht. Glücklich machen mich meine Freunde, meine Familie, Erfolge, schöne Momente. Damals und heute.
3. In den Schwangerschaften habe ich 11 und 18 Kilo zugenommen – also absolut im Rahmen. Ich war nie eine Schwangere, der alle gesagt haben, wie wunderbar sie aussehe. Ich war auch nicht eine Schwangere, die ihre Schwangerschaft geliebt hat. Irgendwann störte mich der Bauch und die Kurzatmigkeit, die dicken Füße.
4. In der Stillzeit habe ich, so glaube ich, mich das erste Mal wirklich mit meinem Körper auseinander gesetzt. Ich hatte riiiiieeeesige Stillbrüste, die überhaupt nicht zu dem Rest meines Körpers passten. Ich war stolz, dass ich ein Kind ernähren kann. Verwundert, dass mein Körper so etwas Tolles leistet. Ganz von allein. Und ich war froh, als ich nach dem Abstillen wieder meine alte Körbchengröße hatte.
5. Natürlich hat es auch bei mir einige Zeit gebraucht, bis ich die Schwangerschaftskilos runter hatte. Ich habe angefangen, regelmäßig zu joggen und mache Yoga. Ich stopfe mir auch nicht mehr wie früher ständig abends eine Tüte Chips rein. Und wenn ich es doch mal tue, esse ich am nächsten Tag bewusster und weniger.
6. Ich frage mich, ob meine Tochter mich beobachtet, wenn ich kritisch in den Spiegel gucke. Was denkt sie, wenn ich über die neuen Fältchen fluche. Wenn ich nach einem Urlaub sage, dass die Hose zwickt, weil ich zu viel gegessen habe? Hat das bereits Auswirkungen auf sie?
7. Ich möchte eigentlich, dass das Thema Essen so lange wie möglich völlig unbelastet bleibt. Meine Kinder sind beide kein tollen Esser, sie verschmähen jede Art von Gemüse. Anfangs fand ich das schrecklich. Irgendwann sprach ich mit meinem Kinderarzt darüber. Der riet mir, den Kindern einfach Zeit zu geben und keinen Druck aufzubauen. Denn das Thema Essen solle auf keinen Fall negativ belastet sein.
8. Ich sage meiner Tochter oft, dass sie ein wunderbares, hübsches, schlaues Mädchen ist. Ich zeige ihr ihre Stärken auf, ermutige sie. Ich möchte nicht, dass sie sich nur über ihr Äußeres definiert – und doch weiß ich, dass es in ein paar Jahren eine riesige Rolle spielen wird.
9. Meine Tochter ist relativ klein und zart für ihr Alter. Sie bemerkt schon, dass Vierjährige sie überragen. Ich sage ihr dann, dass jeder Mensch anders ist und dass sie genauso toll ist, wie sie ist.
10. Ich denke, ich sollte meinen Körper wieder mehr schätzen. Er trägt mich durch den Alltag, ist gesund und stark. Vielleicht nehmen wir das alle für viel zu selbstverständlich und halten uns viel zu sehr damit auf, unsere Makel anzugucken. Und eigentlich sind das nur Äußerlichkeiten, die keinen von uns WIRKLICH ausmachen…
2 comments
Aus der Sicht des Kindes
Ich bin jetzt 19 Jahre alt. Und ja ich habe sehr oft über meine Figur und Essen nachgedacht im Alter von 11-17 Jahren. Ich war in ärztlicher Behandlung nachdem ich oft tagelang nichts gegessen habe. Die Frage warum ich diese Gedanken, diese Zwänge, diese Sucht bekommen habe, habe ich mir oft gestellt. Eine Antwort habe ich bis heute nicht gefunden… Meine Mutter war noch nie dick aber auch nicht die Frau mit der Modelfigur. Sie konnte immer alles essen was sie wollte, ohne dass sich ihre Figur groß verändert hat. Außerdem hat sie schon immer Sport gemacht. Die „Faszination“ lernte ich durch das Internet, Reportagen und Bücher kennen. Es gefiel mir, dass man seinen Körper beherrschen kann. Ich würde Mütter also empfehlen mit ihren Kinder bewusst über das Thema zu sprechen. Man sollte seinen Kinder nicht sagen: Du willst doch nicht Magersüchtig werden, also iss! Ich hoffe das konnte helfen!
Ganz realistisch
Ich finde es ist hier wie bei vielen anderen Themen auch: nur Vorleben macht Sinn, ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper kann man nicht „anerziehen“. Und ganz realistisch müssen wir alle damit rechnen, dass unsere Kinder sich mit 20 in der eigenen Wohnung erstmal von Pizza ernähren (ja, ich kenne auch Ausnahmen). Wie auch wir Eltern werden sie ihren eigenen Weg zu besserer Nahrung finden, wenn es das einmal in ihrer Kindheit gegeben hat. Da ich selbst schon immer mit Übergewicht und starken Gewichtsschwankungen zu kämpfen habe kann ich zu dem Thema ein paar Dinge sagen:
– nie Trost/ Aufmerksamkeit /Liebe mit Essen ersetzen. Wer kennt es nicht: das Kind ist hingefallen, das Geschrei groß, ein Keks lenkt sofort ab, es wird ruhig. Nebenbei wird eine gefährliche Verbindung im Kopf des Kindes geknüpft : essen = Trost. Essen sollte nur Sattmacher und Genuss sein. Mehr nicht.
– soziale Situationen wie Treffen mit Freunden etc sollten nicht immer direkt und sofort mit Essen verknüpft sein
– Essen darf nicht Gemütlichkeit werden und sollte bis auf Ausnahmen an Tischen zu sich genommen werden
– jeder möchte sein Kind mal verwöhnen und ein Eis kann man immer mal zusammen Essen. Aktivitäten, Qualitätszeit und Spiel sollten jedoch häufiger als Geste verwendet werden.
Sollte das Essverhalten aus dem Ruder laufen kann ich heute sagen was mir geholfen hätte. Z.b. Loyalität, das bedeutet zu dem Kind halten und stehen, es öffentlichen verteidigen wenn es dumme Kommentare gibt. Klar machen, dass man auf der Seite des Kindes steht und mit ihm gemeinsam besser leben und essen möchte ohne mit Verwandten vermeintlich hilfreiche Gespräche über das Gewicht des Kindes zu führen. Deutlich signalisieren dass Liebe und Selbstwert nicht an das Gewicht geknüpft sind und ganz wichtig : gemeinsam herausfinden ob ein größeres Problem hinter dem Essverhalten steht. Dabei ist es wichtig behutsam mit der Privatsphäre des Kindes umzugehen.