Ich mag die Vorweihnachtszeit so. Ich ziehe kuschelige Pullover an, mache mir Tee, schnappe eine Decke und futtere Plätzchen. Während ich im Sommer gut und gerne von Obst und Gemüse leben könnte, möchte ich mir in der kalten Jahreszeit Winterspeck anfressen. Und auf Sport könnte ich auch sofort verzichten. Mit dem Ergebnis, dass ich im Januar haare-raufend auf der Waage stehe, die Jeans nicht mehr zugehen und meine Haut schlecht ist. DIESES JAHR NICHT, dachte ich mir.
Nur: Mein innerer Schweinehund ist so groß. Also habe ich mir jemand gesucht, der mir mal ordentlich in den Hintern tritt. Dieser Jemand ist Christian Blisse, 36 Jahre jung, Sportwissenschaftler und Personaltrainer, demnach auch super durchtrainiert und dazu auch noch echt echt nett. Pünktlich wie vereinbart steht er um 9.30 Uhr vor der Tür. Und mir schlottern die Knie. Dank einer heftigen Magen-Darm-Geschichte erst bei mir und dann bei den Kindern habe ich die letzten 10 Tage keinen Sport gemacht und am Abend zuvor habe ich noch eine Tüte Chips auf dem Sofa gefuttert. Perfekte Vorrausetzungen also 🙂
Weil das Wetter ganz ok ist, beschließen wir, erstmal meine Lieblingsrunde zu joggen. Das sind etwa 4 Kilometer, rund um die Krumme Lanke, einen See im Südwesten Berlins. Wenn ich alleine gehe, kämpfe ich etwa ab der Hälfte mit mir. Überlege, einfach nach Hause zu spazieren, weil es irgendwie anstrengend ist. Oder ich habe Seitenstechen. Oder mir ist öde, weil alleine Joggen einfach keinen Spaß macht. Mit Christian halte ich die Runde locker durch. Und obwohl wir die ganze Zeit quatschen, habe ich keine Seitenstechen. Mehr noch: ich fühle mich wie ein Promi, mit einem Personal Trainer an meiner Seite…An einer Badestelle machen wir dann Halt. „Ich mag meinen Po nicht so“, habe ich Christian schon vorab gesagt. Es ist einfach so, dass 18 Schwangerschaftskilos (auch, wenn ich sie wieder runter habe) doch ihre Spuren hinterlassen haben…
Deshalb lässt mich Christian gaaaaaaanz viele Ausfallschritte machen. Schon nach den ersten, vier, fünf brennen mir die Beine und wäre ich alleine, hätte ich aufgehört. Doch Christian pusht mich, feuert mich an. Und tatsächlich schaffe ich noch ganz schön viele. Dann geht mein Trainer an die Bank und ich ahne, dass jetzt diese schecklichen Dips (also die Übungen für den Bizeps) folgen. Weil Christian mitmacht und sagt, zehn Wiederholungen seien für den Anfang ok, halte ich aber auch die gut durch.Dann joggen wir den Rest nach Hause und rollen dort die Matten aus. Er zeigt mir Rückenübungen, die ich garantiert auch alleine zu Hause machen werde und ich mache meine ersten Einheiten mit der Kettelbell. Ein rundes, schweres Folterinstrument, mit dem ich die Arme und die Schultern trainiere.Zum Abschluss quält mich Christian noch mit Sit-ups, die ich bis jetzt immer falsch gemacht habe. Überhaupt finde ich es toll, dass er meine Haltung immer wieder korrigiert. Nach etwa 1,5 Stunden liege ich völlig fertig und sehr glücklich auf der Matte.
Nach dem Training sitzen wir noch gemütlich bei einem Kaffee zusammen. Jetzt wird Klartext gesprochen. Wie sportlich bin ich?
So, Christian, jetzt sei mal ehrlich: Wo sind meine körperlichen Schwachpunkte?
Man merkt, dass Du viel sitzt. Deine Schultern fallen oft nach vorne. Du hast Deine Rücken-und Bauchmuskulatur vernachlässigt, der obere Schultergürtel müsste auch gestärkt werden.
Mhhh, Du hast recht. Und jetzt für mein Seelenheil: In was bin ich gut?
Du hast ein gutes Körpergefühl, bist flexibel, kannst gut die Balance halten. Und Du hast eine sehr gute Atmung.
Wie oft sollte ich denn pro Woche Sport machen?
Das kann man nicht so pauschal sagen. Es wäre natürlich gesund, wenn Du Dich jeden Tag ein bisschen bewegen würdest. Aber generell kommt es einfach darauf an, was Dein Ziel ist. Wenn Du einen Marathon laufen willst, wirst Du mehr trainieren müssen als wenn Dein Ziel nur eine 5 Kilometer Distanz ist.
Einen Personal Trainer zu engagieren, ist ja schon Luxus, denn Dich gibt´s natürlich nicht umsonst. Warum ist es eine gute Investition?
Kunden, die mich buchen, haben meist ein konkretes Ziel vor Augen. Mit mir erreichen sie das einfach schneller. Ich achte darauf, dass alle Übungen korrekt ausgeführt werden, erstelle Trainingspläne, kläre über Ernährung auf. Im Training pushe ich die Kunden an ihre Grenzen, motiviere sie. Ich glaube, dass man in Begleitung eines Personal Trainers einfach härter trainiert als alleine.
Wie oft sollte ich Dich buchen, damit es was bringt?
Auch das ist völlig unterschiedlich. Manche wollen sich nur ein paar Tipps holen, da reichen dann 1 oder 2 Stunden. In denen besprechen wir Übungen und gehen diese durch, damit der Kunde sie alleine machen kann, ohne dass sich Haltungsfehler einschleichen. Andere wollen, dass ich sie bis zu ihrem Ziel, zB einem Marathonlauf, begleite. Wieder andere nehmen mich sogar mit auf Geschäftsreise. Es kommt einfach sehr darauf an, was man will.
Wo machst Du mit den Kunden Sport?
Wenn der Kunde zum Beispiel den ganzen Tag im OP steht und nur Neonlicht sieht, versuche ich, dass wir bei Wind und Wetter raus gehen. Aber natürlich gehe ich auch mit ihnen ins Fitnessstudio oder trainiere bei ihnen zu Hause im Wohnzimmer.
Du hast ja gesagt, dass Du auch immer wieder mit Müttern trainierst. Wie erlebst Du uns Mamas?
Ich finde, Ihr macht Euch viel zu viel Druck und orientiert Euch an irgendwelchen Promi-Müttern. Es ist noch totaler Quatsch, dass man acht Wochen nach der Geburt wieder einen straffen Bauch haben will. Alles braucht seine Zeit!
Und wo liegen die körperlichen Beschwerden der meisten Frauen?
Eigentlich klagen fast alle über Rückenschmerzen. Klar, viele sitzen erst im Büro am Computer und schleppen dann zu Hause die Kinder rum. Da braucht man schon einen starken Rücken!
PS: Wir haben noch einen zweiten Termin vereinbart. Wie ich dann mit ihm nach über 8 Jahren das erste Mal wieder ein Fitnessstudio betrete, lest Ihr natürlich dann auch hier!
1 comment
Genauso was
Bräuchte ich auch! Bin auch im Winter zu faul zum Sport machen…. Vielleicht lasse ich mir das zu Weihnachten schenken