Ihr Lieben, klammheimlich hab ich mich in der letzten Woche davon gemacht, mich aus meiner eigenen Komfortzone rausbewegt – und bin wieder arbeiten gegangen. Huch, aber Du arbeitest doch die ganze Zeit schon. Ja! Ich habe, seit ich Kinder habe, immer gearbeitet – aber von zu Hause, im Home Office. Ich hatte meinen Schreibtisch, meinen Computer, meine Notizzettel, meine (Un-)Ordnung.
Bis vier Wochen vor der Geburt meiner ersten Tochter ging ich täglich ins Büro einer Berliner Redaktion. Ab dann nicht wieder. Das ist nun neun Jahre und drei Monate her. Seitdem hat sich vieles getan in meinem Leben. Ich habe viele Auftraggeber gehabt, für die ich schreiben durfte, ich hab mich als Journalistin auf das Thema Familie spezialisiert, habe Blogs gegründet, mit Caro ein Buch geschrieben und nochmal studiert, vier Jahre lang Teilzeit, mit drei Kindern.
Das Studium habe ich im letzten Jahr abgeschlossen, Anfang des Jahres hatte ich dann Zeit zum Innehalten und dachte: Ich bin 33, ich bin verheiratet, ich habe drei Kinder, eine fertige Ausbildung, ein abgeschlossenes Studium. Und jetzt? Das war die Frage, die ich mir im März auch hier im Blog stellte. Ich schrieb in dem Beitrag unter anderem:
Ob das jetzt zufällig genau sieben Jahre nach Beendigung meiner Familienplanung passiert oder nicht: Irgendwas tut sich bei mir gerade. Nur wohin soll das führen? Grübel, grübel, grübel.
Baue ich eine Scheune aus und biete Kurse für müde Mütter an? Bewerbe ich mich um eine Festanstellung in einem Büro und versuch doch nochmal eine (andere) Karriere? Kauf ich mir ein Pony oder zwei und mache meinen Kindheitstraum (und den meiner Tochter) wahr? Oder sollen wir als Familie einfach nochmal ein Jahr ins Ausland? Mit deutscher Schule und Fremdsprachen und neuer Kultur und möglichst auch Sonne und Strand? Zu jeder dieser Fragen schreit mein Kopf und mein Bauch: JA! Und: NEIN!
Vermutlich würde mir ein sechswöchiger Aufenthalt im Kloster helfen oder im Wald. Mit Schweigen und Besinnung und Nachdenken. Buh, bei dem Gedanken wird mir ganz schlecht. Ich möchte REDEN und ich möchte GESELLSCHAFT. Immerhin das weiß ich ganz klar und deutlich. Also schiebe ich meine Gedanken zwischen Fischstäbchen-Anbraterei und Job-Anfragen und Geschwisterstreit und Nachtschlaf. Und hoffe, dass ich irgendwann zu einem Ergebnis komme.
Tja, ich bin doch tatsächlich – vorerst – zu einem Ergebnis gekommen. Ich gehe erstmal nicht ins Ausland und auch nicht ins Kloster, aber ich gehe wieder in einem Büro arbeiten! Seit Montag. Ich bleibe freie Journalistin und werde auch weiterhin für meine bisherigen Redaktionen schreiben, von zu Hause, aber nicht mehr die ganze Woche lang. Die Hälfte der Woche nämlich gehe ich jetzt wieder in eine Redaktion. Woohoo.
Ab jetzt kann ich also wieder mitreden bei Themen wie: „Die Zeit im Stau zur Arbeit sinnvoll nutzen“ oder „Wie überbrückt man eigentlich sechs Wochen Sommerferien ohne rausgeschmissen zu werden?“ oder „Welche Bluse ist nicht von den Kindern vollgesabbert und passt zur einzigen Bürohose, die im Schrank hängt?“
Ich vereinbare jetzt noch einmal stärker, wir ordnen uns ein bisschen neu. Meine Tochter hat mir zum ersten Arbeitstag eine Schultüte gebastelt (Foto oben) und meine liebste Berliner Freundin hat mir Blumen geschickt (Foto ganz oben). Die nicht immer ganz unanstrengenden Planungen der letzten Woche mündeten in diesem Augenblick. Ich war schwanger mit der Idee des neuen Jobs gewesen und nun wurde sie Wirklichkeit.
Als ich nach dem ersten Tag aus dem Büro zurück kam, flog mir denn auch direkt auf dem Weg vom Auto ins Haus ein Fußball mit Vollkaracho ins Gesicht. DAS sind die Situationen, die nur Workings Moms kennen 😉 Nachdem ich mich und mein Gesicht erholt hatte, musste ich dann die neue Strumpfmaske mit dem Augenschlitz suchen, damit unsere Jungs Verbrecher spielen konnten. Da hatte ich die Jacke noch an. Lustig, wie diese Welten manchmal aufeinander prallen. Hier die neue Arbeit, da der alte Alltag.
Jetzt müssen wir uns erstmal alle einspielen. Die Kinder gehen plötzlich nach der Schule in die Betreuung, ich fuchse mich durch neue Computerprogramme und gehe mittags in eine Kantine, in der ich Tofugemüse gekocht kriegen kann. Alles neu, alles aufregend. Viele von Euch kennen das sicher. Wie habt Ihr das geregelt? Ich find´s einfach nur spannend!
3 comments
Working Mom auf Janinaswelt
Wow, das ist wirklich mutig. Ich gehe im Mai, nach 11 Monaten Elternzeit, zurück ins Büro und ich habe langsam richtig Bammel. 🙂
Lange Zeit war auch nicht klar, ob man mich überhaupt zurück will und das hat mich dazu motiviert auf meinem Blog eine Reihe aufzumachen, worum es um alle Belange der Working Moms geht. Ganz besonders allerdings, um die Akzeptanz von Mütter als Fachkräfte. Vielleicht habt ihr dazu ja auch noch ein paar Anregungen? https://janinaswelt.com/
Verrückt,
genau darüber habe ich vor einigen Tagen gebloggt. Ich kann es soooo gut verstehen, dass man sich nach einem Büroalltag sehnt!
Wenn Du/ Ihr Lust habt, schaut doch mal hier:
http://www.elternjahre.de/2015/08/working-mum/
Herzlichen Glückwunsch
zum Job! In meinem Freundes – und Bekanntenkreis sind viele Akademiker in (Fest)Anstellung; wir kennen witzigerweise gar keine Selbständigen. Wie dem auch sei, unsere Kinder kennen es nicht anders. Morgens machen sich alle fertig. Nach dem Frühstück werden je nach Bedarf Brotdosen etc. gerichtet und jeder hat sein Gepäck (Schulranzen, Kitarucksack etc.) und los gehts. Das war schon immer so 🙂 Und ich kann daran auch nichts schlechts finden. In unseren Jobs ist es in der Regel auch so (nicht zuletzt dank freundlicher Arbeitgeber bzw. wir haben uns das ein Stück weit auch erarbeiten müssen), dass wir weitestgehend pünktlich den Stift fallen lassen können (wenn nichts außergewöhnliches anliegt) und dann auch tatsächlich Feierabend haben!
Viel Erfolg und LG von Anni.