„Und Ihr so?“ Heute mit Eva, Tobias und Linus, die in die USA ausgewandert sind.

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Ihr Lieben, wir träumen ja manchmal selbst davon, einfach auszusteigen und irgendwo anders wieder aufzuwachen. Nicht für immer vielleicht, aber mal so ein zwei Jahre… in einem Land mit besserem Wetter und einer Sprache, die sich die Kids ohne Vokabellernerei spielerisch aneignen würden… hach ja. Eva, Tobias und Linus haben das gemacht! Und erzählen uns heute davon.

 

Wer seid Ihr?

Wir sind Eva, 36, Tobias, 37 und Linus, fast 5.

 

Ein Satz, der uns beschreibt:

Wir sind ein wirklich tolles Team, ergänzen uns prima und verwirklichen gemeinsam unsere Träume  – und vor allem: Alles aus vollem Herzen.

 

Was heißt für Euch Heimat?

Home is where your heart is. Das trifft es ziemlich genau. Unser Zuhause ist dort, wo wir zusammen sind. 
Vor gut sechs Monaten sind wir von Hannover nach Texas gezogen, weil mein Mann beruflich eine tolle Chance ergreifen konnte. Ich hatte erst große Angst vor dieser gewaltigen Veränderung – alle Zelte in Deutschland abbrechen, Freunde und Familie auf unbestimmte Zeit zurücklassen, noch einmal von vorne anfangen. Neue Freunde finden, ein neuer Kindergarten, eine neue Stadt, alles neu… Kann Texas unsere neue Heimat werden? Wie soll das gehen, wo wir doch alles zurücklassen, was "Heimat" für uns bedeutet hat, dachte ich erst. Aber es ging. Und da habe ich gemerkt, dass "Heimat" für mich der Ort ist, an dem ich mit meinem Mann und meinem Sohn bin. Denn das ist die Basis. Darauf können wir aufbauen. 
Deutschland bleibt auch immer unsere Heimat, weil dort unsere Wurzeln sind. 
Und die andere Heimat nehmen wir immer mit, egal wohin uns das Leben noch führt.

 

Wie wohnt Ihr?
Jetzt wohnen wir in der Vorstadt. Vor den Toren Houstons. Unsere Nachbarschaft erinnert mich immer ein bisschen an die "Wisteria Lane" aus "Desperate Housewives". Nur nicht mit den vielen Abgründen hinter den Türen (ich hoffe es sehr!). Aber mit schicken und gepflegten Vorgärten, Müttern, die auf Klappstühlen in ihren Einfahrten sitzen und den Kindern beim Spielen zuschauen und mit Gärtnern und Poolboys. Sehr viel Klischee und sehr amerikanisch, wie ich finde. 
Erst haben wir dort zur Miete gewohnt, vor Kurzem haben wir das Haus gekauft. Ein sehr großes Haus, aber in Texas ist irgendwie alles größer. Mit Garten und Pool. Mit fast allem, was wir uns (aufs Wohnen bezogen) schon immer gewünscht haben. 
Wir haben uns bewusst für die Vorstadt und gegen das Leben direkt in Houston entschieden. Hier "draußen" bekommt man einfach mehr fürs Geld. Um es mal ganz platt zu formulieren. Und genau für diese Vorstadt haben wir uns entschieden, weil es hier die besten (öffentlichen) Schulen des Landes gibt. Was ein sehr wichtiger Grund ist, wenn man mal an den Ruf amerikanischer Schulen denkt. 
Wir sind zwar nicht "mittendrin", schicke Restaurants oder Bars sind weit weg, aber uns fehlt hier nichts. Wir haben Spielplätze an fast jeder Ecke, der Kindergarten und die Schule sind nah, in unser Nachbarschaft gibt es Tennisplätze, einen Gemeinschaftspool und viele grüne Wiesen. Herrlich! Für uns passt das.

 

Wie hat sich Eure Wohnsituation verändert seit Ihr Kinder habt?

Wir sind eigentlich immer weiter raus aus der Stadt gezogen. Erst haben wir in Hannover mitten in der Stadt gewohnt, dann sind wir an den Stadtrand gezogen und jetzt leben wir in Texas in der Vorstadt. Mit Kind verändern sich einfach die Bedürfnisse. Und wir wollten und haben uns immer etwas vergrößert. Und das hätten wir direkt in der Stadt nicht gekonnt.

 

Was tut ihr vormittags?

Mein Mann arbeitet den ganzen Tag. Daran ist auch nichts zu rütteln. Er kann auch nicht mal „einspringen“ oder so. Muss er zur Zeit aber auch nicht, da ich, seitdem wir in Texas leben, nicht mehr arbeite. Das ist im Moment gut, aber irgendwann möchte ich auch wieder arbeiten. 

Unser Sohn ist vormittags in der Preschool (jetzt im Sommer nur drei Tage in der Woche, ab August wieder fünf Tage). In den ersten Monaten habe ich mich um unser „Ankommen" hier in Amerika gekümmert. Ich habe aus unserem Haus ein Zuhause gemacht, habe Linus in die PreSchool eingewöhnt, habe uns ein Netzwerk aufgebaut, mich mit Versicherungen und Banken herum geschlagen und, und, und. Jetzt kümmere ich mich vormittags um alles was so anfällt und schreibe meinen Blog. Oder ich telefoniere mit Familie und Freunden. Oder ich mache Sport. Oder ich treffe mich mit Freundinnen. Ich habe sehr viel wunderbaren Freizeit-Stress.

 

Und nachmittags?

Geht der Freizeit-Stress für Linus und mich weiter. Wir haben mittlerweile hier viele Freunde und Bekannte, so dass wir uns häufig zum Spielen verabreden. Oder wir gehen auf den Spielplatz, planschen im Pool oder gehen auf Entdeckungstour durch die Nachbarschaft. Im Frühjahr hat Linus in einem Baseball-Team gespielt: Zweimal in der Woche hatten wir Training und später dann die Spiele. Im Herbst geht es dann weiter mit Fußball und Schwimmen. 
Die Möglichkeiten sind so vielfältig, wir sind noch dabei alles zu entdecken.

 

Wie glücklich seid Ihr mit der Situation?

Im Moment sind wir sehr glücklich so wie es ist. Linus und ich können viel Zeit miteinander verbringen, ohne ständig unter Zeitdruck zu stehen. Wir können uns treiben lassen und die Dinge tun, auf die wir Lust haben. Das empfinde ich als sehr großen Luxus. 
Mein Mann arbeitet viel, hat seinen Tag aber so organisiert, dass er auch noch Zeit mit uns verbringen kann. Er geht sehr früh aus dem Haus, um abends nicht zu spät zurück zu kommen. 
Ich selbst hadere manchmal und trotz aller wunderbaren Vorzüge damit, nicht zu arbeiten. Da ich aber alles möchte, ist es sehr schwer das auch zu realisieren: Einen kreativen Job (ich bin Journalistin), der mich fordert, aber bitte nur halbtags oder bei freier Zeiteinteilung, damit ich noch ausreichend Zeit für meinen Sohn und für die Familie habe. Wie und ob sich das realisieren lässt  weiß ich nicht. Denn ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass Realität und Wunsch oft nicht immer zu vereinbaren sind. Auch kenne ich den amerikanischen Arbeitsmarkt und die Möglichkeiten noch nicht. Erst jetzt kommen wir wieder langsam zur Ruhe, so dass ich dieses „ Projekt“ in Angriff nehmen kann. Wo ich welche Abstriche machen muss, welche Kompromisse einzugehen sind und welche Perspektiven sich bieten – das wird sich zeigen. Das wunderbare ist, dass ich mir Zeit lassen kann. Niemand außer ich selbst setzt mich beim Suchen und Finden unter Druck.

 

Was ist etwas, mit dem Du nie gerechnet hast bevor Du Mutter wurdest?

Dass es meine und unsere Welt so komplett auf den Kopf stellt. Nichts ist mehr so, wie es war. Eine neue Zeitrechnung sozusagen. 
Ich hätte nie gedacht, dass mich jemand so "zum aus der Haut fahren" reizen könnte. Oder dass ich jemals jemanden so sehr lieben könnte. Oder dass ich so sehr an meine Grenzen gebracht werde. Es ist die größte und schönste Herausforderung meines Lebens. Geprägt von wahnsinnig schönen und sehr verzweifelten Momenten.

 

Inwiefern würdet Ihr Euer Leben optimieren wenn Ihr könntet?

Das große Ganze: Im Moment besteht schlicht kein Bedarf. Es ist schön, so wie es ist.

An meiner beruflichen Selbstverwirklichung werde ich arbeiten.

 

Was ist Euch als Familie wirklich wichtig?

Dass wir zusammen sind. Dass wir uns aufeinander verlassen können. Dass jeder von uns weiß, dass wir den anderen im Herzen tragen.

 

 

P.S. Eva bloggt auch über ihr neues Leben in Amerika: www.evas-world.com

 

 

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