Ihr Lieben, heute stellen wir Euch eine tolle, engagierte Familie vor. Sarah und Julius aus Berlin sind nicht nur privat ein Paar, sie haben auch zusammen ein gemeinnütziges Unternehmen gegründet, dessen Ziel es ist, dafür zu sorgen, dass Kinder aus sozial und finanziell benachteiligten Verhältnissen keine Bildungsverlierer mehr sind. Alle Infos zu diesem großartigen Projekt findet Ihr im Anschluss an unseren Fragebogen. Los geht´s!
Wer seid Ihr?
Wir sind Sarah (27), Julius (31), Mathilda (fast 4) und Magnus (2).
Was heißt für Euch Heimat?
Heimat bedeutet für uns, zu Hause zu sein. Der Begriff Heimat hat sich für mich verwandelt. Bevor ich Kinder hatte, war meine Heimat, der Ort in dem ich groß geworden bin und wo meine Eltern auch heute noch leben. Das wird sicherlich auch irgendwie immer meine Heimat bleiben. Jetzt ist meine neue Heimat allerdings mit meinem Freund und meinen Kindern in Berlin.
Wie wohnt Ihr?
Wir wohnen in Berlin Tempelhof. Das ist nicht im Zentrum und auch nicht da, wo es hipp ist. Es ist auch nicht am Stadtrand. Es ist noch relativ weit in der Stadt. Wir fühlen uns wohl in Tempelhof. Wir haben viele Parks, Spielplätze und Eisläden ganz in der Nähe. Unsere Wohnung ist hell und groß – im Gegensatz zu solchen Wohnungen in vielen anderen Stadtteilen – ist unsere noch bezahlbar. Wir mögen unsere Einrichtung. Es ist genau unser Stil. Eine Mischung aus alten antiken Möbeln und modernen Ikea Möbeln. Im Hinterhof haben wir einen Gemeinschaftsgarten. Die Wohnung ist nicht so, dass wir für immer hier bleiben wollen. Wir planen sogar umzuziehen. Wir finden nur nicht die richtige Wohnung bzw. Haus. Wir können uns auch nicht entscheiden. Mal soll unsere neue Wohnung einfach nur zusätzlich einen Balkon haben, mal einen großen Garten, mal träumen wir von einem Haus und ein anderes Mal wollen wir in eine klitze, kleine Wohnung ziehen um unser Geld zu sparen und mehr zu reisen. Eigentlich ist mein Traum nämlich in Australien zu leben.
Wie hat sich Eure Wohnsituation verändert seit Ihr Kinder habt?
Wir haben ohne Kinder erst in einer WG in Friedrichshain gewohnt und dann in einem 90 qm2 großen Loft, auch in Tempelhof. Wir haben unser Loft geliebt. Es hatte allerdings nur 1 Zimmer und war in der 5. Etage ohne Fahrstuhl. Als Mathilda 3 Monate alt war sind wir dann umgezogen in unsere jetzige Wohnung.
Was tut Ihr vormittags?
Wir gehen beide Arbeiten. Die Kinder gehen ca. 8.30 – 16.30 Uhr in die Kita.
Und nachmittags?
Ab 16.30 Uhr verbringen wir abwechselnd die Zeit mit den Kindern. An 3 Tagen hole ich die Kinder aus der Kita ab und an 2 Tagen Julius. Wir genießen dann die Zeit mit den Kindern. Wir picknicken, malen, basteln, kochen, backen, gärtnern, spielen, singen, tanzen, lesen – je nachdem, worauf wir Lust haben. Ca. 18.30 Uhr sitzen wir dann am Tisch und essen Abendbrot. Danach räumen wir den Tisch ab, gehen Zähne putzen, schauen eine Folge Lauras Stern oder Caillou, schauen uns 2 Bücher an und dann gehen die Kinder schlafen.
Dienstag und Mittwoch ist nur einer von und beiden da. Julius hat Dienstags Band-Probe und kommt erst sehr spät nach Hause und Mittwochs bin ich beim Yoga.
Bis vor einem halben Jahr war ich täglich 18-21.30 Uhr in der Uni. Ich habe ein Abendstudium gemacht. Julius war für beide Kinder von Anfang an immer da. Wie eine zweite Mama.
Was bedeutet Vereinbarkeit für Euch?
Sarah: An guten Tagen, bin ich glücklich über meine Power und stolz darauf, dass ich es schaffe Kind und Karriere zu vereinbaren. An schlechten, bin ich überfordert und traurig. Ich arrangiere mich mit der Situation und möchte auch nichts daran ändern. Ich kann meine Kinder nicht zurück zaubern – will ich natürlich auch nicht und ich möchte auch nicht aufhören zu arbeiten. Also: C´est la vie! Es wäre schöner, wenn Büro und zu Hause etwas näher beieinander wären. Dann würde die lästige Fahrt durch die halbe Stadt wegfallen.
Julius: Besser geht bestimmt immer – irgendwie. Aber ich finde, dass wir das beide schon ziemlich gut hinbekommen. Wir machen viel mit den Kindern und geben aber auch volle Power, wenn es um unsere Firmen geht. Und irgendwie schaffen wir es auch noch unseren Hobbies nachzugehen, Zeit miteinander zu verbringen, zu lesen und unsere Freunde zu treffen. Liest sich verrückt, ist es irgendwie auch. Das Einzige, was immer zu kurz kommt, ist Zeit zum Schlafen.
Was bedeutet Gleichberechtigung für Dich?
Mann und Frau sind gleichwertig – in jeder Hinsicht. 50 / 50 Arbeitsteilung und auch Kinderteilung.
Was ist etwas, mit dem Du nie gerechnet hast bevor Du Mutter wurdest?
Das die Zeit so schnell vergeht. Schneller als vorher.
Inwiefern würdet Ihr Euer Leben optimieren, wenn Ihr könntet?
Großeltern, die schon Rentner sind in Berlin haben – das wäre ein Traum.
Was ist Euch als Familie wirklich wichtig?
Vertrauen und Liebe
—————————————————————–
Nach Librileo haben Sarah und Julius spezielle Bücherboxen entwickelt. Alle drei Monate erhalten Familien diese Boxen kostenlos. Die Bücherboxen sind thematisch auf des Alter der Kinder abgestimmt.
3 comments
…wie eine zweite Mama…
Hm. Sarah sagt, dass Julius seit der Geburt immer für die Kinder da war. „Wie eine zweite Mama.“ Über den Satz bin ich nahezu gestolpert. Im Kopf ist die Gleichberechtigung noch nicht angekommen. Wenn ein Mann sich um die Kinder kümmert, dann ist er einfach Papa. Das muss nicht besonders herausgestellt werden und er ist dann auch keine zweite Mama. Als würden nur Mütter sich seit der Geburt kümmern (müssen).
@Mimi
Ich finde das toll wie die Familie das managed! Respekt! Und Mimi schau mal, es gibt ja noch Wochenenden, Feiertage, Ferien, Urlaube, Kindkranktage etc. Es ist und bleibt alles eine Frage der Organisation 🙂
Klingt beeindruckend
… aber auch sehr sehr anstrengend. Ich bin über folgenden Satz gestolpert… „Wir machen viel mit den Kindern, und geben aber ich volle Power, wenn es um die Firmen geht“…
Drei bis vier Stunden Familienzeit am Tag, acht, neun Stunden Job.
Selbstverwirklichung, Hobbies, 50/50-Prinzip, alles wunderbar. Ich verstehe das gut. Für mich wirken irgendwie nur die Prioritäten etwas verschoben. Ich weiß, wie schwer das ist, dieses schmale Grat zwischen (zu)viel Arbeit, zu wenig gemeinsamer Zeit. Ich denke aber, dass man es sich durch zu viel von allem einfach schwerer macht als es sein muss. Sorry, das soll kein Angriff sein. Nur ein bisschen nachdenklich machen…