Warum ich (wohl für immer) eine Stadt-Mama bin…

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Hallo Lisa, 

eine unserer Leserinnen hat mich zum Tagebuchbloggen aufgefordert, dieser Bitte komme ich sehr gerne nach, allerdings Deiner zuerst, denn Du meintest wir sollten beide mal aufschreiben, warum wir gerne jeweils Stadt/Land-Mamas sind. 

Und dann fange ich jetzt mal an. Also zunächst lokalisiere ich mich gerne nochmal. Ich wohne in Prenzlauer Berg, in Berlin, also MITTEN in der (Haupt)-Stadt. Um zu meiner Kita zu kommen, muss ich über eine vierspurige Straße, aber wenigstens kann ich sie zu Fuß erreichen. Eigentlich ist ALLES in meinem Leben fußläufig, ich habe es so organisiert, weil weder mein Mann, noch ich einen Führerschein besitzen. Dahinter steckt keine Ideologie, sondern pure Blödheit/Faulheit. Wir wohnen oben auf dem Dach und haben als Ausgleich für den fehlenden Garten, eine Dachterrasse wie man auf dem Bild sieht. Das ist schön, aber ersetzt keinen Garten, keine Fangspiele zwischen Brombeersträuchen, kein Hüttenbauen, kein Frühstücken unter Bäumen. Und dennoch: Hier werde ich meine Kinder aufziehen und wohl alt werden, denn auf dem Land zu leben, kann ich mir nicht vorstellen, auch nicht am Stadtrand, auch nicht in einem Außenbezirk. 

Weil ich auf viele Dinge nicht verzichten möchte, die ein Leben in einer Großstadt zu bieten hat. Ziehen wir mal alle Abgase und Menschen ab, die ich nicht so schlimm finde, kann man schon sagen, dass Berlin und mein Bezirk in einer Frischluftschneise liegt und sehr grün ist, viele Spielplätze, viele Parks, viele Biergärten. Und das Schöne hier: Man trifft immer jemanden im Alltag. Beim Einkaufen, auf dem Spielplatz, im auf der Straße. Immer jemand zum quatschen oder für einen kurzen Plausch. Das brauche ich, mit zwei Kindern und Mann oft spät zuhause, ist man eben auch viel allein im Haus und dann ist es cool, wenn man die Freunde leichter vorbeischauen können, weil in der Nähe. Viele meiner Freunde habe ich übrigens schon seit mehr als sechs Jahren, also seit der Zeit als ich nach Berlin kam, bevor meine Kinder kamen. Das ist ungewöhnlich für eine Mama, aber ich finde es viel schwierger Mama-Freundschaften zu pflegen, weil oft die Laune oder Zeitplan des Kindes nicht passt. 

Allerdings genieße ich es auch in vollen Zügen, dass ich umringt von tollen Leuten lebe. Ich habe ja hier die Wahl. Ich treffe als Halbfranzösin viele Franzosen, in meinem Haus leben Leute aus aller Welt und das brauche ich. Ich bin zweisprachig aufgewachsen und viel gereist. Ich liebe es viele kulturelle Einflüsse und andere Mentalitäten um mich zu haben. Dazu kommt natürlich auch immer der Standortvorteil Berlin. Was auch immer eröffnet, das coolste Restaurant der Stadt, der tollste Tanztee, das beste Konzert, es findet hier statt und nicht selten wenige hundert Meter von meiner Haustür entfernt. Ich genieße es auszugehen und zu denken: Wow, ich erlebe hier etwas geniales. Morgen findet zum Beispiel mal wieder ein Familienpicknick statt, mit DJ und Vorführung von so einzig artigen modernen Baumhäusern. Das ist cool. Vielleicht nicht jedermanns Ding, aber meins. 

Und dann eben die Auswahl an allem: Ich mag es zu denken: Ich will jetzt diesen Käse oder das Shirt da von American Apparel und dann gehe ich los und kaufe es. Ja, ich bin da eine Tussi…

Für meine Kinder mag ich, dass sie mit vielen Sprachen aufwachsen und vielen Einflüssen. Zuhause sprechen wir Deutsch und Französisch, in der Singgruppe Englisch und so weiter… Das ist toll, das fördert meiner Meinung nach die Flexibiltät des Kopfes und des Denkens. Ich spreche selbst vier Sprachen und verlange von meinen Kindern dasselbe. Sorry, da bin ich ganz Tigermom, aber ich denke alle Eltern haben Punkte, die ihnen wichtig sind, auch wenn sie es nicht zugeben…

Ja, und was noch, ich glaube, das war’s. Ein Melting Pot meiner Gedanken zum Leben in der Stadt. Und jetzt bist Du dran, Land-Mama…

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10 comments

  1. So der sooo
    Ich bin eine Kleinstadtmama, aber ich könnte mir ein Leben in unserer schönen Hauptstadt jederzeit vorstellen aus genau den Gründen die Du beschreibst.

  2. Ich habe (noch) keine Kinder,
    Ich habe (noch) keine Kinder, aber deine können einem echt nur leidtun!! Bei dir frage ich mich manchmal echt ob du nachdenkst bevor du schreibst, dass deine Kinder 4 Sprachen lernen MÜSSEN! Hallo??!! Mit so einer überzogenen Erwartungshaltung müssen deine Kinder sich ja zwangsläuftig irgendwann überfordert fühlen. Du sprichst wahrscheinlich selbst keine 4 Sprachen (ehrlich wer tut das schon?) erwartest es aber von deinen Kindern. Da kann man echt nur hoffen, dass deine Kinder dich irgendwann einfach ignorieren!

  3. Stand? Land? Stadt!
    Ich hab jetzt beides probiert und muss sagen definitiv Stadt! Wegen der von dir angeführten Argumente (ich ignoriere jetzt mal das ganze Geplänkel um die 4 Sprachen). Ich denke in jedem Fall biete eine Stadt mehr Möglichkeiten zum Ausprobieren und Interessen und Neigungen erkennen – und natürlich auch dazu die ggf. Zu fördern. Und ehrlich: lieber ein bisschen(!!!!!!) gefördert als alles vermiest oder gar nicht erst entdeckt.

  4. @Frau Doktor
    Wer hat denn was von IMMER glücklich geschrieben? Ich sprach von glücklich. Ja,ich möchte gerne, dass meine Kinder glücklich sind. Ich bin es (neben dem ganzen Stress und Pipapo).
    Wenn sie es als Lokführer werden, super. Wenn sie lieber LKW fahren, auch super.Oder Kinderarzt werden. Wenn sie den Friedensnobelpreis gewinnen wollen und sie das glücklich macht (auch wenn ich das dann weniger nachvollziehen könnte), auch super. So in etwa. 😉

  5. @ Alle & Frau Doktor & Franzi
    Ihr Lieben,

    ich denke Frau Doktor und Franzi haben den Kern der Sache schon ganz gut erfasst, es wird eben nicht so heiß gegessen wie gekocht. Aber ganz sicher, kann ich nicht leugnen, dass ich gewisse Erwartungshaltungen an meine Kinder habe, aber ganz sicher auch nicht das Haar in der Suppe suchen werde, wenn mal irgendetwas nicht läuft. Um es kurz zu machen: Ich glaube, alle Menschen, ich zumindest in jedem Fall, habe mich in der Schule immer zu den strengen Lehrern am Ende hingezogen gefühlt, weil ich selbst schon als kleines Kind gespürt habe, dass sie es gut meinen und ich ihnen nicht egal bin. Das ist vielleicht ein guter Vergleich…
    Schönen Sonntag Euch allen!

  6. Berlin
    Die Vorteile der Stadt hast Du sehr schön beschrieben. Genau das ist es : Input, Abwechslung, Multikulti, Offenheit, Toleranz. Ich will mit meiner Familie „raus“ ziehen, aber habe etwas Schisss, dass mir genau diese Dinge fehlen werden…
    Und als Ausgleich habt ihr ja das Wochenendhäuschen.
    Wegen den 4 Sprachen: wird bei Dir bestimmt nicht so heit gegessen wie gekocht, oder? Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Du nicht sensibel genug bist, zu erkennen, wann eventuell deine Wünsche an den Bedürfnissen deiner Kinder vorbeigehen.

  7. Arme Kinder?
    Ich habe ziemlich unter einer leistungsorientierten Mutter gelitten. Bei einer 2+ hing der Haussegen ordentlich schief. Manchmal auch schon bei einer 1-2. Im Kindergarten brachte sie mir Lesen bei. Bei jeder Lesestunde habe ich Rotz und Wasser geheult, weil ich das nicht wollte. Mittlerweile bin ich promovierte Naturwissenschaftlern mit 3 Universitätsabschlüssen. Ich würde mich freuen, wenn meine Kinder eine „anständige“ Schullaufbahn hätten, ich erwarte, dass sie sich anstrengen und sich Mühe geben bei dem was sie tun. Aber ansonsten ist es mir auch recht, wenn sie nach der Schule eine Ausbildung machen und abschließen. Sicher gibt es Kinder, die in der Schule mehr Unterstützung, Förderung etc. benötigen als andere; aber im Großen und Ganzen lasse ich meine Kinder ihren Weg gehen und gebe ihnen die Unterstüzung die sie brauchen. Ich kenne viele „schlaue“ Menschen in meinem Arbeitsumfeld. Die allerwenigsten sprechen meines Wissens 4 Sprachen. Und auch bei denen die 3 Sprachen sprechen, ist meistens eine nicht sooo gut. Was ich jetzt nicht als Manko empfinde…jemand der 4 Sprachen perfekt spricht ist entweder sauintelligent, oder hat Dolmetschen studiert. Was anderes fällt mir jetzt nicht ein.
    Zu meiner Vorschreiberin: ich erwarte auch nicht, dass meine Kinder glücklich werden. Wer ist denn schon immer glücklich? Das permanente Streben nach dem Glück, macht doch erst recht unglücklich.
    Ist aber auch kompliziert. Abschliessend würde ich sagen: adequate Förderung: JA! Krasser Leistungsdruck und überzogene Erwartungen: NEIN!

  8. Verlangen *lol*
    ich denke und hoffe, dass dir deine Kinder dafür irgendwann mal ganz elegant die Zunge rausstrecken werden. 😛 (nicht ganz so ernst gemeint, aber wie meine Vorschreiberin ist mir genau das auch mal wieder (!) negativ aufgefallen).
    Mit so einem Anspruchsdenken kann man nur gegen den Baum fahren.
    Und nein, ich erwarte nichts weiter von meinen Kinder…ach halt doch, ein was…dass sie glücklich werden. So einfach ist das, oder auch nicht.

  9. :-/
    Hallo Caro,
    Deine Schreibe ist toll und ich verstehe oft nicht, warum so manche Leserin meckert, aber bei einem der letzten Sätze musste ich schon schlucken. „Verlangen“ finde ich vielleicht das falsche Wort. Ich spreche auch 4 Sprachen und habe für mein U3-Kind nicht den Anspruch oder so eine Art polyglotten Spracherwerbsmasterplan. Mein Auslandsstudium finanzierte ich mir teilweise durch „Nachhilfe“ bzw. Spielen auf Deutsch mit zwei 4jährigen, die ohne familiären Background auf die Einschulung in die Deutsche Schule in Rom vorbereitet werden sollten. Einem Kind lag die Sprache total, für das andere war es eine Qual. Deutsch und Französisch finde ich bei Euch natürlich sinnvoll, aber der Rest kommt doch schon früh genug. Wer weiß, wie die Mäuse veranlagt sind. Ganz ehrlich, wenn einer der beiden nun später keine 3-4 Sprachen spricht, sondern z.B. naturwissenschaftlich oder technisch begabt ist, ist es doch auch kein Weltuntergang. Wer weiß, vielleicht baut Maxime ja endlich den Flughafen fertig oder Cleo wird Meeresbiologin auf Rügen, dafür reicht Englisch vollkommen. 🙂 Viele Grüße und habt ein schönes Wochenende!!