Liebe Caro,
als erstmal danke für dein Vertrauen. Du hast mich ja schon eine Menge gefragt und dass Du trotzdem weiter fragst, das ehrt mich. Und ich bin natürlich gespannt, mit welchen Fragen unsere Leser an mich in Zukunft herantreten werden. Um eins würde ich aber bitten: Könnte ich die Frage bitte lieber am Montag beantworten statt am Sonntag? So ein Tag in der Woche, den ich mal nicht vor dem Computer sitzen muss, das täte mir schon gut 😉 Schau mal, was man Schönes tun kann, wenn man mal nicht am Laptop sitzt, das Päärchen-Foto oben ist so zum Beispiel gestern entstanden, auf einem Spaziergang. Mit Händchenhalten sogar! Es gibt sie also, die Liebe nach dem Kind!
Deine Frage ist trotzdem unglaublich schwer zu beantworten, denn in jeder Familie herrschen ja andere Vorstellungen von einer intakten Familie, andere Ansprüche an die Liebe und an den Alltag zu vielen. Und egal, wie ich antworte, werde ich einigen vor den Kopf stoßen. Wenn ich schreibe: Jaaa, bei uns ist alles noch wie am ersten Tag, wir haben uns noch nie Kackawindeln an den Kopf geworfen und überhaupt hat sich unsere Liebe seit den Kindern hundertfach multipliziert… dann denken einige: Hui, irgendwas scheint bei mir zu Hause gehörig schief zu laufen, weil es bei uns irgendwie nicht so rosig läuft.
Schreibe ich hingegen: Alles mist, wir haben keine Zeit mehr zu zweit, streiten schon vor dem Aufstehen, wer die Butterbrotdosen füllt und überhaupt gibt es zwischen uns eigentlich nur noch das Thema Kinder, dann ist das auch falsch. Weil es erstens nicht stimmt und weil es zweitens den Lesern einfach die Hoffnung nimmt, dass sich die Beziehung vielleicht irgendwann wieder normalisiert, wenn die Kinder größer sind.
Sagen wir so: Die Beziehung ändert sich. Ich denke, das kann ich so pauschal behaupten. Das geht schon mit der Schwangerschaft los, weil da plötzlich etwas Tiefgründiges passiert, weil da diese unfassbare Vorfreude ist und weil die Liebe durch ein wachsendes Kind im Bauch so unglaublich viel Sinn bekommt. Ein gemeinsames Projekt, ein Mensch, der uns für immer miteinander verbinden wird, auch wenn die Liebe irgendwann mal nicht mehr so groß sein wird. Das Kind wird Teil von uns und Teil von dieser Beziehung sein.
Nach der Geburt verschieben sich die Rollen, wir werden Versorger, Kümmerer, Verantwortliche. Die Liebe verteilt sich plötzlich auf mehrere Personen. Das ist neu. Und Neues muss sich immer erstmal sortieren. Aber Caro, ganz ehrlich: Auf dem Foto von Dir und Deinem Liebsten nach der Geburt seht Ihr doch total glücklich aus! Ich bin ja fast gerührt! Überhaupt kenn ich kaum einen Mann, der seine Frau ständig so schmachtend, gerührt und verknallt anschaut wie Deiner! Und das auch NACH der Geburt Eures Kindes noch.
Ich hab ja grad auch mal unsere Fotos durchgeschaut. Lustigerweise fiel mir dabei auf, dass wir, als wir noch keine Kinder hatten, noch analog fotografierten. Haha. Das waren noch Zeiten. Wie schnell das alles geht. Jedenfalls musste ich deswegen ein Foto abfotografieren aus einem Fotoalbum (darum die schlechte Qualität). Es zeigt uns in einem traumhaften Urlaub in Uganda und wenn Du genau hinschaust, siehst Du auch einen Elefanten auf dem Bild. Kurz danach erschreckte uns unser Guide mit lautem Schreien: „Careful, elephants running towards us“, Du weißt gar nicht WIE wir gerannt sind, um uns in Sicherheit zu bringen. War natürlich alles Quatsch. Kein Elefant weit uns breit, der uns angreifen wollte. Aber wir kichern immer noch gern über die Anekdote.
Tja, das Foto hier zeigt uns in diesem Sommer, leicht verwackelt, weil uns mal wieder irgendein Kind gegen die selbst auslösende Kamera gedonnert ist. Was soll ich sagen? Ich finde nicht, dass wir uns sonderlich verschlechtert haben, seit wir Dreifacheltern sind. Oder? Gut, ich hatte vor den Schwangerschaften halt mehr Locken. Und mein Liebster weniger graue Haare. Ja, wir sehen auch ein bisschen müder aus. Aber irgendwie auch tiefen-entspannt und vertraut, oder? (Ja, manchmal lächeln wir auch auf Fotos, aber es geht ja hier schließlich um in ernstes Thema, hehe…)