Mann, Lisa!
Was war das denn für ein Tag! Ich hatte mir alles so schön zurecht organisiert.
Aufstehen, Max zur Kita bringen, ein schneller Kaffee, Schreiben, Schreiben, Schreiben, Zeugs für die Uni machen, E-Mails beantworten. 10 Uhr Geschäftstreffen, 12 Uhr Mittagessen mit meiner Nachbarin beim neuen Japaner Hashi in Mitte. 14 Uhr Max abholen und mit ihm die letzten Sommersonnenstrahlen auf dem Spielplatzsand genießen.
Doch der Tag hatte jedoch nur zwei Koordinaten für mich: 6 Uhr morgens, 38, 5 Grad Fieber!
Keine Kita, kein Arbeiten, Geschäftstermin gecancelt, Mittagessen logischerweise auch…
Dafür habe ich den ganzen Tag zu Hause Näschen geputzt, Zäpfchen gegeben, mich stundenlang anschreien lassen, frische Suppe gekocht und mit dem armen kleinen kränkelenden Max im Doppelbett gelegen…nebenbei (ganz leise als er schlief, siehe Foto) noch ein paar E-Mails geschrieben, die dringend raus mussten.
Tja, und jetzt wo Max schläft, sitze ich im Bett (warscheinlich noch bis Mitternacht) und bastele die Power-Point-Präsentation für meinen Prof zusammen, die ich mir eigentlich für heute morgen vorgenommen hatte.
Ist es nicht krass, Lisa, wie sensibel unser kleines Karriere-System ist? Ich meine, Vorstände und Top-Manager geben an, dass ihr Tag auf eine Viertel Stunde genau durchgetaktet ist…aber was ist mit uns?
Wir (und unzählige andere Frauen unserer Generation) powern einfach für unsere Jobs durch, solange die Kinder in der Kita sind. Und danach sind wir den ganzen Nachmittag Mama. Spielen, Baden, Füttern…bis wir abends einfach totmüde auf die Couch sinken.
Taz-Autorin Julia Niemann schreibt in ihrem Kommentar zur Debatte um das frühe Kinderkriegen über den Stress der Working Moms:
US-Forscher bestätigten dies, als sie untersuchten, warum Frauen heute unglücklicher sind als vor vierzig Jahren. Demnach arbeiten Männer heutzutage weniger und entspannen mehr als damals, während Frauen inzwischen von sich selbst verlangen, dem modernen Frauenbild entsprechend beruflich erfolgreich, schön und die perfekte Mutter zu sein – sie laufen in einem stetigen Stressmodus.
Hmm, Lisa, stimmt das?
Ein bisschen, finde ich das schon für mich. Ich bin quasi besessen davon vormittags mein ganzes Zeug zu schaffen und nachmittags Bio-Gemüse-Breis zu kochen, mit meinem Baby zu spielen, ihm vorzulesen…halt die perfekte Mutter zu sein. Ja, und wenn dann abends um acht mein Kerl nach Hause kommt, beginnt dann sozusagen die dritte Schicht. Obwohl wir beide müde sind, versuchen wir beide meistens noch ein sinnvolles Gespräch zu führen…das irgendwann vor dem Fernseher mit Knabberzeug endet.
Aber eigentlich, Lisa, ist das Wahnsinn. Wir wollen heute nicht mehr ein Frauen-Typ sein, sondern ALLE. Und wenn mal ein Sandkorn (Kind krank) ins Getriebe kommt, kracht unser ganzes genial durchdachtes Zeit-Management-System zusammen.
Also, was will ich eigentlich damit sagen? Zurück an den Herd? Keine Kinder kriegen?
Ist ja alles auch keine Lösung…
Aber weißt Du was: Bevor ich jetzt zuviel rumdenke, hole ich mir jetzt unten einen Martini aus dem Kühlschrank. Den hat sich Mami nach Feierabend mal echt verdient…
2 comments
oh ja!
Ich kenn das nur zu gut! Ich bin selbständig, was zwar Spaß macht, aber dazu führt, dass immer ich diejenige bin, die zu Hause bleiben muss, wenn unsere Tochter krank wird. Das hat mir schon etliche berufliche Aufträge zerschossen. Dazu kommt, dass ich selbst etwa 90 Tage pro Jahr krank bin, was mir noch viel mehr Projekte kaputt macht… Meine einzige Hoffnung ist, dass die Kleine irgendwann seltener krank wird und mich damit dann auch seltener ansteckt…
Ich versuche seit drei Wochen
Ich versuche seit drei Wochen wieder zu arbeiten und es ist so frustrierend! Erst meine Tochter krank, dann ich, nach einem Tag Pause wieder ich und meine Tochter, dann mein Mann. Ein paar Tage war Ruhe, nachdem meine Eltern uns alle wieder aufgepäppelt hatten. Diese Woche Spuckerei… Nach zwei Stunden Arbeit muss ich heute wieder nach Hause, die Kleine aus der Kita holen.
Wie war das mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Manche sprechen da sogar von Karriere! Ich schaffe es nicht mal meine 20 Stunden pro Woche anwesend zu sein.