#DubistDemokratie: Warum Familie immer auch politisch ist – und wie wir unsere Kinder mitnehmen können

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Ihr Lieben, in der letzten Woche wehte ein kleines Lüftchen durch die Elternbloggerszene, weil mal wieder jemand in einem Artikel über uns als gelangweilte Hausfrauen hergezogen hatte, die viel zu wenig politisch und wirtschaftlich denken. Bei uns führen solche Klischeekisten zum Glück nicht mehr zu Bluthochdruck. Wir haben der Autorin einen Leserbrief geschickt, in dem wir erläutern, wie wenig wir uns mit dem identifizieren, was sie da geschrieben hat. Und gut ist. (Bisher hat sie uns übrigens nicht geantwortet….)
Nun hat sich durch diesen Text aber etwas Tolles ergeben.
 
Wir alle haben mal in unseren Archiven gestöbert und nach politischen Inhalten geschaut und siehe da: Wir wurden fündig. Wir haben über den Anschlag in Berlin geschrieben und über ein Fest für Flüchtlinge in unserem Garten, wir haben über die Wahl von Trump nachgedacht und waren bei Familienministerin Manuela Schwesig zum Frauentag eingeladen. Wir haben "der Politik" einen Brief geschrieben, als sie uns Gebärfaulheit vorwarf und wir appellierten an Chefs, mehr Mütter einzustellen. Vielen Bloggern ging es so, dass sie – als sie erstmal politische Inhalte suchten, mehr als fündig wurden.
 

Und da uns allen die Zukunft unseres Landes regelmäßig die Saftschorle am Frühstückstisch umkippt und sich auf unserem Schoß trösten lässt und sich von uns tagtäglich mit großen Augen die Welt erklären lässt, wurden wir uns unserer Verantwortung nochmal ordentlich bewusst.

Daraus entstand dank Béa von Tollabea und Petra von Allerleithemen die Idee, unter dem Hashtag #DubistDemokratie für die Wahlen zu trommeln und über die Wichtigkeit von Demokratie zu schreiben.

Gerade in Zeiten, in denen wir uns wundern, wie hier lebende Menschen für ein Präsidialsystem in der Türkei stimmen können, gerade in Zeiten, in denen unser eigenes Demokratieverständnis so deutlich an den Tag gelegt werden, ist es ein Wichtiges, sich vor Augen zu führen, welche Chancen unsere Freiheit und unsere Stimme birgt.

Wir dürfen mitbestimmen. Wir können uns entscheiden. Unsere Kinder werden einmal wählen dürfen. Es ist also ein Wichtiges, sie mitzunehmen.

Ihnen zu erklären, warum da jetzt plötzlich dieses große Plakat am Ortseingang hängt und was der Spruch darauf bedeuten soll. Ihnen das Selbstbewusstsein mitzugeben, ihre Stimme zu erheben. Denn wisst ihr was? Das Wahlverhalten der Eltern ist ein wahnsinnig Entscheidendes für die Kinder, dass viele ihr Leben lang nicht ablegen werden. Dein Vater war ein alter Sozi? Du wirst vielleicht dein Leben lang ein schlechtes Gewissen haben, wenn du dein Kreuzchen mal woanders als bei der SPD machst. Die Bürgermeisterin Deines kleinen Ortes ist eine tolle Frau, gehört aber eben nicht zu den Grünen, die dir deine Eltern immer als das A und O angepriesen haben? Es wird schwer, sich trotzdem für sie zu entscheiden. Viele werden dieses Phänomen kennen.

Vielleicht möchtet ihr daraus lernen und eure Kinder nicht in die eine Parteirichtung drängen, die euch selbst am nächsten ist. Vielleicht doch, weil euch eine Partei wahrhaftig überzeugt oder ihr sogar selbst Mitglied seid. Jeder darf das machen, wie er denkt, denn wir leben schließlich in einer Demokratie.

Das Wichtigste ist, sie überhaupt mitzunehmen. Ihnen zu erzählen, was da passiert. Nicht jeder Haushalt muss politisch sein, das meine ich nicht. Aber wenn ich den Kindern erzähle, wie wir damals nach der Wiedervereinigung mit kleinen Hämmerchen aus unserem Baukasten zur Mauer fuhren, um dort Steine abzuklopfen, um die Freiheit zu feiern, dann ist das für sie eine spannende Abenteuergeschichte. Wenn wir auf eine Demo zur Unterstützung der Hebammen gehen und Luftballons steigen lassen oder wenn – wie am vergangenen Wochenende – halb Köln im Karnevalskostüm unterwegs ist, um ein Zeichen zu setzen, dass Köln bunt und nicht braun ist – dann kann man ihnen erklären, dass es Leute gibt, die ihre Meinung sagen dürfen. Und dass es da andere Leute gibt, die anderer Meinung sind. Und dass die das in unserem Land alle sagen dürfen.

Wenn wir bei uns eine Familie aus Syrien aufnehmen und ihnen erklären, warum sie Hilfe braucht, ja, auch dann ist das Politik. Politik im Kleinen, die unsere Kinder prägen wird.

Wir dürfen in Freiheit leben. Wir dürfen mitbestimmen. Wir leben in einem Rechts- und Sozialstaat und das dürfen die Kinder auch wissen und schätzen.

Wenn sie mitbekommen, wie wichtig jede einzelne Stimme ist, dann werden sie später viel selbstverständlicher selbst auch wählen gehen. So jedenfalls ist die Hoffnung. Und das ist auch das Anliegen von #DubistDemokratie. Denn jede, wirklich jede Stimme zählt.   

 

Zum Weiterlesen:

Politische Grundsätze: Wie groß unsere Verantwortung als Eltern ist

 

Hier findet eine Auswahl weiterer Blog-Beiträge zum Thema #DubistDemokratie:

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4 comments

  1. JA
    Danke für den Beitrag und fürs Erinnern, manchmal vergisst man die wirklich wichtigen Dinge!!7t Ba

  2. Ja. Genauso ist es. Bei uns
    Ja. Genauso ist es. Bei uns waren die Wahlplakate auch Thema. Und gerade heute habe ich mit meinem 6-jährigen Sohn ein Gespräch über Ausländer geführt. Dass es einfach nur heisst, dass jemand aus einem anderen Land ist und sonst Nichts.
    Und dass wir Alle im Ausland selbst Ausländer sind.